Stadtamhof-Geschichte in Stichpunkten...

Schritte zu einem gewachsenen Stadtamhof-Bewusstsein...

Johann Wolfgang von Goethe logierte 1786 in Regensburg... doch was ihn so entzückte war nicht die alte Reichsstadt, sondern "Statt am Hoff, das sich hier recht artig ausnimmt"...


DIE ANFÄNGE

Die erste urkundliche Erwähnung von 981 sagt außer der Gutsveräußerung durch den Juden Samuel an das Kloster St. Emmeram nicht viel; sicherlich handelte es sich bei Stadtamhof damals nur um ein paar Häuser oder Gehöfte.
Die Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts im 12. Jh. gab den entscheidenden Anstoß zur Entwicklung und der zur gleichen Zeit durchgeführte Bau der Steinernen Brücke.

Stadtamhof erlangte Bedeutung durch die Brückenkopfstellung, die es stets aufs Neue behaupten musste.



STADTAMHOF UND REGENSBURG - HÜBEN UND DRÜBEN

  • Stadtamhof und Regensburg gehörten von der Frühzeit an zum bayerischen Herzogtum - 1151 erhielt Stadtamhof das eigene Marktrecht.
  • Nachdem Regensburg im 13. Jh. eine Freie Reichsstadt geworden war, gingen Stadtamhof und Regensburg politisch getrennte Wege, obwohl sie doch erst seit hundert Jahren durch die Steinerne Brücke enger zusammengeführt worden waren. In der Folge konnte die Brücke den geistigen Graben nicht "überbrücken", meist wurde sie zum symbolischen Ort der Auseinandersetzung und des Streits - um Herrschaftsrechte und Gerichtskompetenzen, Stand- und Anschauungspunkte.
  • Unrühmlicher Höhepunkt dieses nachbarlichen Konfliktes: Städtekrieg von 1388 mit schmerzlichen Verlusten.
  • 1430: Bei drohendem Einfall der Hussiten entschied man sich zum Abbruch einiger Gebäuden, um Platz für eine starke Befestigung des Brückenkopfes zu gewinnen.
  • Stadtamhof wurde nach tiefgreifenden Auseinandersetzungen mit Regensburg 1496 zur "Stadt" erhoben - dann folgend mit eigenem Stadtwappen (DREI gekreuzte Schlüssel).

  • Seit der Reformation tauchten als neue Variante nicht nur politische, sondern auch konfessionelle Gegensätze zum protestantischen Regensburg (seit 1542) auf.

HANDEL & HANDWERK

Weit über die Grenzen hinaus war Stadtamhof über die Jahrhunderte etabliert bei Handwerk, Handel und Gewerbe: Weil in der protestantischen Reichsstadt Regensburg Katholiken kein Bürgerrecht erwerben konnten, ließen sich viele katholische Kunsthandwerker in Stadtamhof nieder. Der Ruf der hiesigen Schiffer und Fischer war weit bekannt, so dass manche Teilnehmer des Immerwährenden Reichstages von Stadtamhof aus ihre Reise nach Wein antraten. Im Getreide- und Salzhandel war Stadtamhof den Regensburgern ebenbürtig - fast die ganze Oberpfalz wurde von hier aus mit Salz versorgt.

 

In den Aufzeichnungen des Chronisten Franz Xaver Gold finden sich für das Jahr 1816 auch Anzahl und Art der Gewerbetreibenden. Beachtlich für unsere kleine Stadt!

Wenn es sich auch zum Großteil um Familien- und Einpersonenbetriebe gehandelt haben dürfte, so zeigen die 74 verschiedenen Erwerbsbetriebe doch die Vielfalt und die wirtschaftliche Ausrichtung der Gemeinde.

 

Bild: Seifensiedergasse in Stadtamhof

 


  • 1 Apotheke
  • 8 Bäckereien
  • 2 Baumwollhändler
  • 11 Bierbrauer & Wirte
  • 2 Buchbinder
  • 1 Buchdrucker
  • 1 Büchsenmacher
  • 1 Bürstenbinder
  • 1 Cafetier
  • 1 Chirurg
  • 2 Drechslermeister
  • 1 Färbermeister
  • 17 Fischer und Schiffmeister
  • 1 Flanellmacher
  • 4 Fragner
  • 1 Friseur
  • 1 Garkoch
  • 3 Glasermeister
  • 1 Glasschleifer &      
      Spiegelmacher
  • 1 Glockengießer
  • 1 Goldarbeiter und Juwelier
  • 8 Groß- und Einzelhändler
  • 2 Gürtlermeister
  • 1 Hafnermeister
  • 1 Hebamme
  • 1 Hutmacher
  • 2 Kammmacher
  • 1 Knopfmacher
  • 1 Korbmacher
  • 3 Krämer
  • 4 Küfner
  • 3 Kürschner
  • 1 Lebzelter
  • 3 Lohnrössler
  • 1 Maurermeister
  • 10 Metzgermeister
  • 2 Müller
  • 1 Nadlermeister
  • 2 Nagelschmiede
  • 4 Öbstler
  • 2 Riemerer
  • 4 Ringelmacher
  • 3 Rosogliobrenner
  • 2 Rotgerber
  • 2 Säckler
  • 2 Sattler
  • 2 Schmiedemeister
  • 14 Schneidermeister
  • 4 Schreinermeister
  • 12 Schuhmachermeister
  • 1 Seifensieder
  • 3 Seilermeister
  • 1 Siebmacher
  • 1 Silberarbeiter
  • 2 Spengler
  • 1 Sporer
  • 1 Steinmetzmeister
  • 3 Strumpfstricker
  • 2 Strumpfwirker
  • 1 Tabakfabrik
  • 2 Tändler
  • 1 Taschner & Tapezierer
  • 1 Tuchscherer
  • 2 Uhrgehäusmacher
  • 4 Uhrmacher
  • 2 Wagnermeister
  • 4 Wagnermeister
  • 4 Webermeister
  • 1 Weißgerber
  • 5 Wirte
  • 1 Zeugmeister
  • 1 Zeugschmied
  • 1 Zimmerermeister
  • 1 Zinngießer


PESTWELLE

Die Pest griff im Jahr 1713 auf Stadtamhof über und kostete vielen Stadtamhofern das Leben - die Wirtschaft und das Geschäftsleben erlitten einen großen Verlust.


SÄKULARISATION

Ein schlimmes Aus bedeutete schließlich die Säkularisation, die Aufhebung der Klöster 1802 und in den folgenden Jahren:

Die Franziskanerpatres mussten als erste Stadtamhof verlassen, die Augustiner-chorherren folgten, das Klostergut wurde verschwendet und die wertvolle Bibliothek weggeschafft. Als letztes wurde das Notre-Dame-Kloster aufgelöst.



KRIEGSLEIDEN bis ins 19. Jahrhundert

In die verschiedenen bayerischen Landesteilungen und Wittelsbachischen Erbfolgestreitigkeiten wurde Stadtamhof unfreiwillig hineingezogen - so 1504 am Ende des bayerischen Erbfolgekrieges.

 

Auch war Stadtamhof gezwungen, bei den großen kriegerischen Auseinandersetzungen bis ins 19. Jahrhundert immer wieder Partei zu ergreifen und als bayerische Stadt zu kämpfen und zu bluten:

 

Dreißigjähriger Krieg
Spanischer Erbfolgekrieg 1704
Napoleonische Kriege 1809

  • Im Dreißigjährigen Krieg zerstörten schwedische Truppen Gebäude und Straßenzüge von Stadtamhof völlig. Bis auf das Katharinenspital und ein paar Häuser sank der Ort mit dem Augustiner-Chorherrenstift und der St.-Magn-Kirche in Trümmer.
  • Der Spanische Erbfolgekrieg brachte wütende Rache der Österreicher auch im bayerischen Stadtamhof, als sich Bayerns Kurfürst auf die Seite Frankreichs gestellt hatte: 1862 wurde den gefallenen Bürgern ein Denkmal gesetzt (Schierstadt Nr. 3).

  • Im Jahr 1809 traf Stadtamhof im Zuge der Napoleonischen Kriege ein schweres Schicksal: Um den Abzug der österreichischen Truppen zu ermöglichen, mussten die nachrückenden Franzosen aufgehalten werden - Stadtamhof wurde geopfert und versank in Schutt und Asche. Mehr als 3.000 Bewohner waren obdachlos und mit dem Rathaus verbrannten außerdem auch alle Akten und Urkunden zur Geschichte Stadtamhofs.

GEDENKSTELE FÜR BOMBENOPFER VON 1944

Die Gedenk-Stele am Gries – als gebrochene Säule gestaltet – trägt groß die Zahl 48:

die Zahl der Todesopfer des Bombenangriffs vom 23. Oktober 1944.

Ein Unglückstag in der Geschichte Stadtamhofs.
Die meisten Keller in Stadtamhof waren nur notdürftig als Schutzräume zu nutzen, da sie wegen des oftmaligen Hochwassers über Wochen hin unter Wasser standen. Vor allem am hochwassergefährdeten Gries hatte man die Häuser deshalb ohne Keller gebaut und so wurde für die Sicherheit der dortigen Anwohner in der Nähe des jetzigen Stegs ein eigener Luftschutzbunker errichtet. Dieser glich freilich mehr einem verwinkelten Stollen-system mit Gängen, die kaum mehr als drei Meter breit waren.
Laut Berichten sollen an besagtem Oktober-Mittag innerhalb von nur neun Minuten 200 Bomben auf Regensburg gefallen sein - es traf hierbei vor allem den Luftschutzbunker am Gries.
Im Gedenken an die Toten des Luftangriffs stiftete der Heimatverein die Gedenkstele am Gries mit der Aufschrift „48 Tote mahnen“.



HOCHWASSER


Ein ständiger Gast war in Stadtamhof immer schon das einflutende Hochwasser, das Schäden ins Unermessliche auslöste. Vor allem dann, wenn sich mit dem Hochwasser ein gewaltiger Eisgang verband: 1595, 1651, 1737, 1799, 1826, 1882, 1893.


UNESCO WELTERBE


  • Auch nach der Eingemeindung nach Regensburg im Jahr 1924 behauptet der Stadtteil sein historisch gewachsenes Selbstbewusstsein.
  • Das Gesicht Stadtamhofs hat sich gewandelt: Einige Wahrzeichen verschwanden - neue wurden errichtet, wie z. B. die Schleuse am Rhein-Main-Donau-Kanal.

Stadtamhof ist mit Regensburg nicht zu trennen - wie Regensburg mit Stadtamhof. Beiderseits der Donau prägte dies einen Stadtkörper von internationaler Bedeutung aus, denn genau SO ist das Gebiet des "Welterbes Regensburg" definiert:

"Ensemble Altstadt Regensburg mit Stadtamhof"


GRAD EXTRA NET

Die Regensburger gingen und gehen auch heute noch nicht gerne über die Donau.

Das Bruckmandl ist fast wie eine Grenze. (...)

Bis dorthin führt man auch seine Gäste.

Nur im Hochsommer erreichen die Regensburger den Brückenfuß, wohl sich erinnernd, daß der Spitalgarten immer regensburgisch war und daß man heute keine bairischen Zöllner mehr fürchten muß.

Auch die Dult oder ein Zirkus können zu einem Besuch "über´n Grab´n" verführen, denn dahin gingen ja schon die Vorfahren. (...)

Als die "Stadtamhoferer Feuerwehr" sich neu ausrüstete, bewies man Haltung. Jetzt konnte man es  i h n e n  einmal zeigen!

Man wußte die Maße der Anschlüsse von drüberhalb und entschloß sich, grad extra, andere zu nehmen.

Die eigenen Brände wollte man schließlich auch selber löschen.

Hanna Feulner



BÜRGERMEISTER DER STADT STADTAMHOF (bis zur Eingemeindung nach Regensburg im Jahr 1924)

  • 1792-1819
  • 1819-1834
  • 1834-1856
  • 1856-1870
  • 1870-1880
  • 1880-1893
  • 1893-1912
  • 1912-1919
  • 1919-1924
  • Karl Hotz
  • Alois Hartmann
  • Willibald Eser
  • Ludwig Hartmann
  • Xaver Süss
  • Franz Straßer
  • Xaver Gräßl
  • Anton Zeitler
  • Carl Bauernfeind